Erneut haben die Nachwirkungen der langen Datenacht ihren Tribut gefordert und uns alle bis weit in den Mittag schlafen lassen. Erst gegen 13 Uhr kann ich mich überhaupt aufraffen und Neph als erste Dame meines Herzens zum morgendlichen Begrüßungsritual zu bitten.
Dazu führe ich sie in den Flur und falle vor ihr auf die Knie – ganz wie die weißen Ritter in den Märchenbüchern. Ich hoffe nur, die Farbe Weiß wird mir nicht zum Verhängnis. Geh ich mal auf Nummer sicher und behaupte, ich sei ein schwarzer Ritter – der triumphiert bekanntlich immer. Nach Monty Python zumindest.
Jedenfalls bringe ich meinen ganzen Mut zusammen und singe eine Ode aus eigener Feder an ihren süßen Bauchnabel. Und ich kann mir nicht helfen, entweder hat Neph doch noch etwas für mich übrig oder sie ist eine viel bessere Schauspielerin, als sie zugibt. Bestimmt war sie auch in der Grundschule in einem Theaterkurs. Naja, jedenfalls erweckt sie ganz den Anschein, als würde ihr meine Dichtkunst durchaus zusagen.
Eigentlich habe ich auch für Bambi ein Gedicht geschrieben, aber sie schaut mir dermaßen intensiv in die Augen, dass mir heiß und kalt und ganz rosa ums Herz wird. Da vergesse ich doch glatt das sprechen sondern starre sie (irrsinnig sexy!) mit offenem Mund an.

Mondkuss ist hingegen gar nicht erfreut über meine Flirtversuche. Er ist der Ansicht, dass ich zu flatterhaft sei, nicht wisse, was ich eigentlich wolle (Und? Ist das schlecht?) und er würde sich auf jemand so unzuverlässigen wie mich nicht einlassen wollen. Außerdem solle ich mir seine Jacke ganz schnell aus dem Kopf schlagen. Er würde sie unter gar keinen Umständen teilen oder gar verschenken wollen, schließlich sei sie ein Beinahe-Requisit aus den der Star Wars Saga, hätte sich George Lucas nicht im letzten Augenblick für einen schlichten Patronengurt für Chewbacca entschieden.
[Quelle:
http://www.epilog.de/sf/StarWars/SW_Entstehung_Giesen.htm]

Damit ist für mich klar, wer das Haus verlassen muss. Ich lasse mir doch nicht unterstellen, ich hätte es nur auf diese… traumhafte, himmlische, kultige, flauschige und herrlich warme Jacke abgesehen. Ist doch wohl dreist, so was… Hmm, echtes Fell hat sie auch.
Na jedenfalls sehen die Punkte heue so aus:
Neph: 100/86 = 186 Punkte
Bambi: 100/84 = 184 Punkte
Mondkuss: 54/25 = 79 Punkte
Während Neph und Bambi zum Abschied winken, bedauert es Mondkuss, dass Bambi nicht statt meiner einer der Protagonist dieser Show ist.

Ich hab keine Lust, mich von Mondkuss zu verabschieden. Nicht dass er noch denkt, ich will ihm im letzten Augenblick den Pelzkragen oder die Ärmel abreißen. Daher verstecke ich mich so lange auf dem Klo, bis er ins Taxi gestiegen ist.

Als ich den Briefkasten durchstöbere finde ich einen Brief von Godin, die mir eine kleine Strandbar als nächsten Urlaubsort empfiehlt. Weiterhin noch und einen parfümierten Liebesbrief von Bambi. Zwar hätte sie mir den auch persönlich geben können, aber so eine Heimlichtuerei ist ja auch romantisch.

Dass die Villa nun erschreckend leer ist, wird mir so richtig bewusst, als ich an die Staffeleien trete. Von wem soll ich denn jetzt diese Malen Nach Zahlen Vorlage abkupfern? Die lärmende Bande fehlt mir so.

Aber die Produzenten treiben mich voran. Ein „nettes Ausgehen“ steht nämlich auf dem Programm. Also treffe ich mich mit Neph beim nächstbesten Italiener der Stadt, da ich sowieso nicht annehme, dass sie sich richtig rausputzt. Und wie man sieht, ist sie auch heute leger unterwegs.

Da wir beide einen Happen zu uns nehmen wollen, lade ich sie auf ein sündiges Törtchen ein. Ich selbst brauch erstmal was Deftiges, so arg wie mein Magen knurrt.

Das Date verläuft schleppend, der Wunschabgleich offenbart, dass wir ganz unterschiedliche Vorstellungen haben. Aber nach dem Date verfolgt mich Neph bis in die Klokabine und fragt mich leise, ob ich damit leben könnte, wenn sie zwei Personen zur gleichen Zeit lieben würde.
„Aber sicher, kein Problem!“ – versichere ich ihr, verschweige aber, dass es mir mit ihr und Bambi ganz ähnlich geht.
Apropos Bambi, die wartet ja schon! Also nix wie hin ins Taxi und zu der Strandbar, die Godin so toll findet.

Dort angekommen lege ich mit Bambi erstmal eine heiße Sohle aufs Parkett.

Anschließend gestehe ich ihr an der Bar, dass ich sie gern vernaschen würde.
„Warum tust Du es dann nicht?“ – raunt sie mir zu.
Ich schicke drei Gebete zum Himmel, sie möge ihren Wunsch ja nicht vergessen, bis wir in der Suite eines nahen Hotels angekommen sind.

Auf dem Weg dorthin quatscht mit irgend so ein Döddel blöd von der Seite an. Von wegen, er hätte seine Nummer verloren, ob ich ihm meine leihen könnte.
„N besseren Spruch hättest Du nicht lernen können?“ – zische ich und schwing mich hinter Bambi ins Taxi und brülle dem Fahrer zu: „Folgend sie diesem Wagen! ... Nein warten sie, falscher Film.“.
Sie hat glücklicherweise keinen Blackout erlitten und weiß ganz genau, was sie mir zum Nachtisch versprochen hat. Also kuscheln wir uns zusammen aufs Bett und…

… genießen unsere erste gemeinsame Nacht!

Auf dem Heimweg hat Bambi einen Strauß roter Rosen aufgetrieben und ihn strategisch zielsicher in der Küche platziert, damit ich sehen kann, wenn ich mein geliebtes Sushi zubereite. (Wieso gibt es hier eigentlich einen Whirlpool aber keine Essstäbchen?)

Oben im Flur diskutieren die Mädels, wer von ihnen als nächstes seine sieben Sachen packen kann und wer demnächst einen Umzugswagen bestellen kann. Bambi meint, ihr sei das egal, sie hätte sowieso nur einen ganz kleinen Koffer dabei.

Aber ich ich stelle mir diese Frage. Wer soll gehen, wer soll für immer bei mir sein, bis das der Tod – oder ein Rechtsanwalt – uns scheidet? (Wieso kann ich sie nicht beide haben, verdammt? – Ach so, ist nicht die Harems Challange…Mist, Mist, Mist!)