Dienstag, 27. Februar 2007

Tag 7: For Whom The Bell Tolls

Da ich mich immer noch nicht entschieden habe, wer meine Auserwählte sein soll, fahre ich einfach mit beiden Mädels zur Boutique und spendiere beiden ein Hochzeitskleid ihrer Wahl. Schließlich werde ich ja schon in wenigen Stunden widerlich reich sein, da ist geizen einfach verdammt uncool!

Bambi probiert sogleich begeistert ein Modell nach dem anderen. Derweil überlege ich, ob weiße Flipp-Flopps einer Hochzeitszeremonie einen zusätzlichen Glamour verleihen würden. Neph hingegen macht nicht die geringste Anstalt, ein Kleid für sich auszuwählen.


Plötzlich fällt uns eine – für dieses Anlass tierisch beschissen angezogene – Verkäuferin an: „Kaaaann ich ihnen helfen?“ – zieht sie ihre nasale Stimme in ungekannte die Höhen.
„Ja, wir würden gern Hochzeitskleider anprobieren“ - sage ich.
„Ja, da habe ich genaaau das Richtige für sie!“
„Nein danke, ich will kein Kleid“ – gibt ihr Neph missgelaunt zu verstehen.

Inzwischen hat Bambi ihr Traumkleid gefunden.
„Damit werden sie wie ein Filmstaaar aussehen!“ – piepst die Verkäuferin quer durch den Laden.

Als Bambi und ich uns nach getaner Arbeit in einen nahe gelegen Whirlpool setzten, traut auch Neph, sich endlich in der leeren Boutique umzusehen.
(Ich hoffe nur, sie zieht es nicht ernsthaft in Erwägung, dieses abscheuliche Blümchenhemd zu „dem einen Kleid“ zu erwählen.)


Nachdem Neph endlich ihre Wahl getroffen hat, setzt sie sich zu uns in den Pool und wir genießen die Zeit bis zur Mittagstunde. Bambi ist noch bester Laune und witzelt darüber, dass wir uns doch auf eine Dreierbeziehung einlassen könnten. Geld sei schließlich genug da. (Macht sie echt nur ein Witz? Bitte, lass es kein Witz sein! Ich will mich nicht nur für eine von euch entscheiden müssen!)
Der Heimweg verläuft schweigsam und die Stimmung im Taxi ist spürbar angespannt. Ich fühle mich ehrlich gesagt, als säße ich im Wartezimmer meines Zahnarztes und würde in den nächsten Minuten zu einer Wurzelbehandlung hineingerufen werden.

Verdammt, ich weiß einfach nicht weiter! Ich finde Neph und Bambi gleich heiß und schätze sie beide sehr. Ich glaub echt, ich hab mich bis über beide Ohren in sie verliebt! Wie soll ich da nur eine wählen?
Um ganz offen zu sein, mich beschleicht der Verdacht, dass es auch ihnen nicht anders ergeht.

Scheiß drauf, soll doch Fortuna für mich entscheiden!
Zu diesem Zweck lass ich die Mädels Schere-Stein-Paper spielen und warte im Wohnzimmer nervös auf den Sieger.
Entweder hat Neph fleißig geübt, sich die Wahrscheinlichkeitsrechnung einverleibt oder schlicht und einfach geschummelt: Jedenfalls steht es am Ende 5:2 für sie. (Und sieh mal einer an, sie kann sich auch richtig freuen.)

Bevor es ans Aufbrezeln geht, versichert ihr Bambi, dass sie ihr den Sieg gönnt und gesteht, dass sie sie gern selbst vernaschen würde. Neph scheinen die Worte wie Honig und Öl und alles auf einmal runter zu gehen. Daher ist sie wohl auch so nervös, dass sie bei der Generalprobe in das falsche Kleid schlüpft und sich beim Frisieren einen Fingernagel abbricht.


Da Neph und ich nicht kirchlich getraut werden wollen, entscheiden wir uns für eine ländlich gelegene Waldhütte und eine schlichte Feier im Grünen.
Als DJ schlage ich eine alte Freundin von mir vor: „Sumse, hat bei meiner früheren Band „Drei Akkorde“ ja auch als Soundmischerin gejobbt.“
Doch Neph hat keine Lust hat, den ganzen Abend Jim Hendrix, Janis Joplin und Motörhead zu hören. Daher versucht sie sich selbst im Schnellverfahren das Plattenauflegen beizubringen.
(Um so besser: Bleibt noch Zeit, mich über das heute erscheinende Add-On auszutauschen.)

Einige Sunden später trudeln bereits die ersten Gäste ein und weihen schon mal den Rasen ein. Petzi will sich jedoch nicht so früh verausgaben, schließlich sei er nicht mehr 18.

So nach und nach füllt sich die Wiese. Als letztes tauchen auch noch Mr Kakaduu in seinem verschärften Matrosenoutfit, Stev in einem eleganten schwarzen Anzug, Bambi in ihrer verschärften Robe und Godin mit gebräunter Haut und einem ausgefallenen Kleid auf.

Da nun alle vollständig versammelt sind, falle ich vor Neph auf die Knie und bitte sie im Beisein meiner Freunde um ihre Hand...


… bevor es im hell erleuchteten Pavillon ernst wird.


Neph und ich tauschen die Ringe & Liebesschwüre aus und erklären uns Kraft unserer Herzen zu Ehefrauen. Wir schwören, uns zu lieben, zu respektieren, miteinander zu weinen und zu lachen und besiegeln diesen Schwur mit einem innigen Kuss.

Nach der Trauung hat nun doch Sumse das Mischpult erobert und Petzi kann endlich eine heiße Sohle aufs Parkett legen.
Während Stev und Mondkuss zurückhaltend von einem Fuß auf den anderen tappen und Mr Kakaduu zielsicher erstmal die Bar ansteuert, ist Godin voll in ihrem Element. Wie ein Kreisel dreht und wendet sie sich, dass ihr weites Kleid nur so um sie fliegt.

Ich kümmere mich aber erstmal um wichtigeres: Die Torte! So eine Heirat macht ziemlich hungrig. Und da ich jetzt unter der Haube bin, brauche ich mir um meine Linie ja vorläufig keine Sorgen mehr zu machen. (Neph sieht es wohl änhlich.)


Im Verlauf der Party sieht man Bambi und Mr Kakaduu einen ziemlich gewagte Tanz vorführen, Mondkuss sich bei Neph für das rüde Benehmen der letzten Tage entschuldigen und Godin nach ihren geliebten Außerirdischen Ausschau halten.

Ich gönne mir eine kleine Verschnaufpause vom Futtern und farge Lyria, ob verschmierter Lippenstift am Morgen wirklich so unsexy sei, wie manch eine Frauenzeitschrift berichtet.
Hinter mir bricht Neph in Tränen aus, weil Petzi den ganzen Wackelpeter allein aufgefuttert hat.
Zur selben Zeit nutzt Stev die Gunst der Stunde, um Mondkuss zu einem Tänzchen aufzufordern.

Als große Hochzeitsüberraschung, haben alle zusammengelegt, um Neph und mir eine Hochzeitsreise und eine Limousinenfahrt zu spendieren. Also nichts wie hin Neph, wir haben heute Hochzeitsnacht!

Die Suite ist ein Traum auf Weiß, Creme und Rost. Vor dem riesigen Kamin küsse ich zärtlich meine Neph. Es hat ja keine Eile, wir haben alle Zeit der Welt.

Überraschenderweise ist sie es , die nicht mehr warten will! Entschieden befördert sie mich ins Himmelbett und zwinkert schelmisch in die Kamera: „Da zahlt sich also die Null-Bock-Taktik doch noch aus, denn so fängt man sich ein Kitten!“

Und während die Kameras langsam ausblenden, fällt sie über mich her. (Boom, Baby!)